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World Coffee Roasting Championship 2022 Bericht

What a ride! Felix hat es geschafft: Am 25. Juni 2022 ist er in Mailand zum Weltmeister im Kaffeerösten gekürt worden. Am Ziel einer langen Reise hat er sein Können bewiesen und den Titel erstmals nach Österreich geholt.

Wie wird man eigentlich World Coffee Roasting Champion und wie fühlt sich das an? Felix berichtet, wie er die Weltmeisterschaft erlebt hat:

Was muss man tun, um überhaupt zur Weltmeisterschaft fahren zu dürfen?
Das Teilnehmer*innen-Feld bei Weltmeisterschaften ist begrenzt und hochkarätig, man qualifiziert sich nämlich ausschließlich durch den Gewinn einer Staatsmeisterschaft. Die SCA Austria organisiert seit einigen Jahren Staatsmeisterschaften in den Disziplinen Barista, Brewers Cup und Latte Art in Österreich. 2019 und 2022 auch Röstmeisterschaften, die ich beide Male gewinnen konnte (2020 und 2021 fand aufgrund der Pandemie kein Wettbewerb statt). Das hat mich berechtigt, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen: 2019 in Taipeh, heuer hat sie in Mailand stattgefunden.

Ich hatte einige Wochen Zeit, um mich vorzubereiten – es gibt ja viel zu tun im Vorfeld. Dafür hab ich mich zwei Wochen beinahe komplett aus der Rösterei zurückgezogen, um mich voll und ganz auf die Competition konzentrieren zu können. Danke an alle, die mich in dieser Zeit begleitet haben und mir mit ihrem Equipment und ihrer Erfahrung zur Seite gestanden sind. Und danke an mein Team, das während meiner Abwesenheit die Rösterei am Laufen gehalten hat!

Dann ging’s auf nach Mailand. Ich muss gestehen, ich war ganz froh, diesmal nicht um die halbe Welt fliegen zu müssen. Von 22. bis 25. Juni wurden bei den World Coffee Championships gleich 5 Weltmeister gesucht: World Latte Art, World Coffee in Good Spirits, World Cup Tasters, World Cezve/Ibrik und World Coffee Roasting. Ihr könnt euch vorstellen, was dort los war…

Aber zurück zu den Röstweltmeisterschaften. „Mein“ Bewerb ist über vier Tage gelaufen:
Tag 1: Orientation Meeting und Lab Practice
Tag 2: Sample Roasting, Open Cupping und Practice Roasting
Tag 3: Production Roasting
Tag 4: Bewertung der Jury, Competitor Cupping und Announcement

Tag 1
Beim Orientation Meeting bekommen alle Teilnehmer*innen eine Einführung in die Gegebenheiten vor Ort. So weit, so gut. Danach geht es zur Lab Practice. Dort hat jede*r Teilnehmer*in eine Stunde Zeit, um sich mit den Instrumenten (die helfen, den Rohkaffee zu analysieren) vertraut zu machen.

Tag 2
Sample Roasting: Jetzt geht’s richtig los – zum ersten Mal bekommen die Teilnehmer*innen die vier Competition-Kaffees ausgehändigt und können eine Stunde lang am Sample Roaster ausprobieren, wie sich die Kaffees während des Röstvorgangs verhalten. Anschließend steht ihnen eine Stunde zum Open Cupping mit ihren Coaches zur Verfügung. Dieses Cupping ist ziemlich wichtig, ist es doch die einzige Möglichkeit, die Kaffees zu kosten und zu bestimmen, in welche Richtung final geröstet wird.

Denn es reicht natürlich nicht, einfach nur den „besten“ Kaffee zu rösten. Ein World Champion muss noch viel mehr können; hier kommt der Röstplan ins Spiel.

Bis zum nächsten Morgen (Tag 3) müssen zwei Röstpläne abgegeben werden: einer für den Single Origin, einer für den Blend (der aus den restlichen drei Kaffees besteht, daher insgesamt vier). In diesem Röstplan müssen Details angegeben werden, die den Röstprozess und das Endprodukt genau beschreiben, darunter z.B. Geschmacksprofil, Body, Sweetness, Acidity, Farbwert, Temperaturangaben und die genaue Rezeptur.

Am Nachmittag von Tag 2 gibt es außerdem noch die Möglichkeit, sich im Practise Roasting 30 Minuten mit dem eigentlichen Röster vertraut zu machen. In diesem Fall war es eine Giesen W6. Dafür wird ein sogenannter „Dummy“ Kaffee zur Verfügung gestellt, über dessen Herkunft oder Aufbereitung keine Informationen mitgeteilt werden.

Tag 3
Der Tag der Wahrheit. 90 Minuten stehen insgesamt fürs Production Roasting zur Verfügung. Hier werden die beiden Kaffees geröstet, die der Jury zur Bewertung vorgelegt werden – und hoffentlich möglichst genau mit dem abgegebenen Röstplan übereinstimmen. Da heißt’s Nerven bewahren!

Begonnen hab ich mit dem Single Origin, danach war der Blend dran. Alles in allem hatte ich nach dem Rösten ein gutes Gefühl, vor allem der Blend ist mir sehr gut gelungen. Mein Gedanke an diesem Tag: Da könnte schon eine gute Platzierung dabei sein… mal sehen, was ich beim Competitor Cupping rausschmecken kann.

Tag 4
Eine internationale Jury bewertet die Kaffees in einer Blindverkostung. Entsprechend der im Röstplan definierten Kriterien gibt es hier nun eine Vielzahl an Möglichkeiten, Punkte zu sammeln oder aber auch liegen zu lassen. Die Bewertung ist natürlich noch streng geheim. Aber wie schon weiter oben erwähnt, gibt es beim Competitor Cupping die Möglichkeit, alle gerösteten Kaffees zu verkosten und so zu versuchen, a) die eigenen Einreichungen rauszuschmecken und b) die Konkurrenz zu analysieren, um die eigenen Chancen einzuschätzen.

Und jetzt: BITTE WARTEN. Die Verkündung der Gewinner*innen hat sich immer weiter nach hinten verzögert – mit einem komischen Gefühl im Bauch versucht man, die Wartezeit zu überbrücken und sich abzulenken.

Die Teilnehmer*innen betreten die Bühne, im Trubel der Messehalle werden die Top 4 verkündet – ob sich da eine Platzierung ausgeht? Ich hatte so meine Hoffnungen, aber man kann es natürlich nie wissen.

Platz 4: Alex Nerantzis, Griechenland
Platz 3: Wisnu Aji, Indonesien

Meine Gedanken fuhren Karussell. War meine Strategie die Richtige? Und welche Platzierung hat der Norweger, den ich als meinen persönlichen Favoriten am Schirm hatte?

Platz 2: Simo Christidi, Norwegen

Bam!…ich spürte es aber wollte es nicht wahrhaben.

And the new World Coffee Roasting Champion is: Ffffffelis Teeesdenbragga! WHAAAAT?! WEEEER?!?!???

Es war so unglaublich laut, ich war mir im ersten Moment nicht sicher, ob ich richtig gehört hab. Dann alle Blicke auf mich, kurz weiche Knie und die Gewissheit, ich bin Weltmeister! (Sorry an dieser Stelle an meinen Vordermann bei dem ich mich kurz etwas fester anhalten musste.)

Wieder daheim:
Es ist jetzt zwei Wochen her und ich hab es, das muss ich gestehen, noch immer nicht ganz realisiert. Die vielen Stunden, Wochen, Jahre, die ich investiert hab, um dahin zu kommen wo ich jetzt bin. Über 10 Jahre Leidenschaft, Ehrgeiz und Erfahrung stecken in diesem Titel.

Noch einmal danke an alle, die ein Teil dieser Reise waren und sind!

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